Chronik 2000

Zu keiner der von den beiden im Krippenlokal hängenden Uhren angezeigten Zeit, sondern um genau 20:17 Uhr MEZ eröffnete am Freitag, den 25.Februar 2000 der Glöcklein- bewaffnete Obmann Dipl.-Ing. Gerhard Moser mit mehr als akademischer Verspätung, die diesjährige

Jahrshauptversammlung

des Krippenvereines Hard und konnte dabei gut 40 Mitglieder, den Herrn Vizebürgermeister Herbert Fitz, eine Abordnung des Landesverbandes mit Geschäftsführer Armin Walser an der Spitze, eine Delegation aus Höchst unter Rudolf Wörz, den Harder Krippenvater Erich Kirner mit einigen Lustenauer Freunden und Vertreterinnen des Puppenvereines begrüßen. Dazu gesellte sich etwas später noch Pater Prior Markus Stark von der Abtei Mehrerau.

Das Prozedere lässt sich im exakten Protokoll der Schriftführerin nachlesen. Nach dem offiziellen Teil folgte wie es eben üblich ist der gemütliche, getreu dem Motto: „Nach getaner Arbeit ist gut ruhen, aber noch besser ist es, gut zu essen“. Beim Verzehr schmackhafter Weißwürste und warmer Brezeln denkt man meist nicht daran wie viel an Arbeit und Überlegungen es bedarf, z. B. das Organisieren des Brezelbackofens, des Weißwurstkessels, fachkundige Bedienung usw. Zum Essen schmeckten Biere verschiedener Art besonders gut. Für die nächste Jahreshauptversammlung könnte ich mir vorstellen, dass wir zeitgerecht die bayrische Weißwursthymne einstudieren und sie dann zu Gehör bringen und gemeinsam singen, „Du Königin im Wurstrevier du schön gekurvte Tellerzier“.

Von eifrigen Krippelerfrauen gebackene Kuchen und Torten versetzten dem gemütlichen und genüsslichen Beisammensein noch das Tüpfelchen auf dem i. Entgegen bisheriger Übung und Gepflogenheiten waren kurz nach Mitternacht nur noch wenige anwesend. Der unmittelbar bevorstehende Faschingshöhepunkt ließ auch schon gestandene Nachtschwärmer zeitig in die Federn kriechen, um für die närrischen 3 Tage voll fit zu sein.

Nur Eingeweihte wissen wie viel unentgeltliche, aus großem Idealismus geleistete Arbeitsstunden hinter den vielen unscheinbaren und unauffälligen aber dringend notwendigen Arbeiten stehen wie z.b. Aufräumen, Werkzeuge und Maschinen putzen und herrichten, Heim und Platz in Ordnung halten etc. etc. Gott sei Dank verfügen wir über eine große Zahl solcher unermüdlichen Helfer. An Ihrer Spitze der Obmann sein Vize, die Vorstandsmitglieder und viele Helfer. Wir sind stolz auf sie alle, sie gleichen den Heinzelmännchen, jenen kleinen sagenhaften Wesen die ungesehen und ungelohnt alle Arbeiten verrichten die sonst keiner tun mag. Die Protokolle der Vorstandssitzungen geben Auskunft darüber was im Verlauf eines Jahres alles bewerkstelligt werden muss damit „der Karren läuft“. Frei nach dem Motto: „Und kommt es dir zuweilen vor als ächze schwer dein Lebenskarren, öle ihn mit einem Schuss Humor, flott und leicht geht’s Weiterfahren“.

Das größte aller Unterfangen dieses Jahres war der

Bau eines Stadels

weil das im Heim untergebrachte Materiallager aus allen Nähten platzte. Unmittelbar nach Ende des Frühjahrskurses gingen wir mit Eifer an die Umsetzung des Planes und trotzt widrigen Wetters – im Frühsommer regnete es fast ununterbrochen – konnte Obmann DI Gerhard Moser in einem Rundschreiben am 20.Juli 2000 den Vereinsmitgliedern mitteilen, dass der Stadel bezugsfertig ist und allen danken (es sind überwiegend immer wieder die gleichen) die tatkräftig mitgeholfen haben. Besonders hervorzuheben ist auch, dass das Kloster Mehrerau uns das Bauholz spendiert hat.

Am Freitag, den 21. Juli 2000 fand im Vereinsheim der Abschlussabend des Frühjahrkurses statt. Zugleich auch das Stadeleinweihungsfest, an dem der Chronist wegen der überaus kurzfristigen Ansetzung zu seinem großen Bedauern nicht teilnehmen konnte. Ich habe mir aber erzählen lassen, dass es ein sehr fröhlicher Abend war, bei schmackhaftem Essen und erlesenen Getränken kam zu den Klängen einer Einmannband rasch beste Stimmung auf. Wie könnte es bei den Krippelern auch anders sein. Mit Geschichten und Geschichtchenerzählern über Begebenheiten aus den Kursabenden und allerlei lustigem Geplauder verflog die Zeit im Nu. Unter anderem wurde auch darüber diskutiert, ob man den Materiallagerstadel nicht doch besser in ein Heurigenlokal umwidmen sollte. Erst nachdem die Uhr die 4. Stunde des neuen Tages geschlagen hatte und über den Bergen der neue Morgen graute, machten sich die letzten auf den Heimweg. Von den geplanten Kursen konnte heuer lediglich ein Fasserkurs durchgeführt werden, dafür aber fand an 3 Wochenenden im März in unserem Krippenheim der Meisterkurs 2 der Krippenbauschule statt, der mit 18 Mann hoch sehr gut besucht war. Den Teilnehmern gefiel es bei uns hier in Hard ausgezeichnet. 3 an der Zahl schlugen im Heim sogar ihr Nachtlager auf. Alle fühlten sich sehr wohl und vor allem bestens umsorgt von unseren, nennen wir sie diesmal die Fleißigen Lieschen, obwohl es ja auch immer wieder die selben sind. Alle Teilnehmer möchten auch sehr gerne wiederkommen zum nächsten Kurs, sofern sie das Placet  der Verbandsleitung dafür bekommen.

Im September begannen wieder die restlos ausgebuchten 3 Herbstkurse, im Oktober ein Schülerkurs und im November ein Schülerkurs in der Mehrerau. Damit die größeren und auch kleineren Kunstwerke fertig würden bis zur

Krippenausstellung

am Freitag, den 8., Samstag, den 9. und Sonntag, den 10. Dezember jeweils von 8-18:00 Uhr im Seezentrum. An die 150 Krippen verschiedener Art und Größe boten sich den, wie immer zahlreichen erwartungsvoll gestimmten Zuschauern, dar. Besonders stolz auf ihre Krippen – und dies völlig zurecht – waren die Erstkommunikanten, die Zweitklässler der Volksschule Markt. An 3 Dienstagnachmittagen hatten diese ihre Krippen unter Anleitung unserer Pensionistenhelfer gebastelt. Und eben diese Helfer waren auch besonders angetan von der Freude, vom Eifer und von der Herzlichkeit mit denen die Kinder zu werke gingen. Fein, schön, wunderbar, großartig waren die Worte, die fast einstimmig, aus dem Munde der Besucher zu hören waren. Und wohl alle Krippenbauer fühlten eine tiefe Befriedigung über das Gelingen ihres Schaffens. Selbst in der Predigt am hohen Weihnachtsfeiertag rühmte unser Pfarrer, Georg Meusburger, die Krippenausstellung und insbesondere das von Paul Künz geschaffene Meisterwerk, das Heimathaus des Malermeisters Werner Bösch in Höchst. Die Segnung der Krippen am Sonntag um 9:30 hätte sich mehr Mitfeiernde verdient. Mag sein, dass es am vielleicht doch etwas ungünstigen Termin lag. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung wie schwer es ist höheren Orts einen uns eher zusagenden Termin zu bekommen. Auf jeden Fall aber war es eine sehr stimmungsvolle und besinnliche Feierstunde. Obmann Gerhard Moser begrüßte alle Mitfeiernden, dankte den Helfern und den Ausstellungsherrichtern, allen Krippenbauern und insbesondere dem Pfarrer Georg Meusburger, der daraufhin die Segnung der Krippen vornahm. 2 Schülerinnen der Musikschule spielten beherzt und auch kompetent auf ihren Querflöten und umrahmten mit ihren Darbietungen die Feierstunde. Sie ernteten dafür verdienten Applaus. Zum Nachdenken anregende Texte las gekonnt wie immer Ilse Moser. Unter anderem jene berühmte Weihnachtsgeschichte, die ein halbes Jahrhundert lang auf der Titelseite einer angesehenen Amerikanischen Zeitung zur Weihnachtszeit zu finden war und in der ein kleines Mädchen den Redakteur fragte ob es nun wirklich ein Christkind gebe. Die Antwort des Redakteurs an das kleine Virginia ist so überzeugend, dass ich sie hier kurz wiedergeben möchte: „All die Wunder zu denken geschweige denn sie zu sehen das vermag nicht der Klügste der Welt. Was du auch siehst, du siehst nie alles. Liebe Virginia es gibt ein Christkind“. Und zum Abschluss hörten wir aus Ilses Mund noch Elli Michlers Gedicht „Ich wünsche dir Zeit“. Zeit das ist wirklich etwas das wir alle brauchen können. Wenige Tage später stieß ich in der Neuen Züricher Zeitung auf einen Artikel, dessen Überschrift mich anfänglich einwenig ärgerte, dann aber bei näherem Lesen aber doch wieder versöhnte. „Weihnachtskrippen – ein christliches Theater“. Ein paar Sätze daraus: „Die Weihnachtskrippe ist ein solches Schauspiel. Eine figürliche Darstellung, die die Geburt Jesu in Bethlehem veranschaulicht. Überall dort wo Christen die Menschwerdung Gottes feiern kennt man Krippen. In diesen Tagen werden sie in den Kirchen und Häusern wieder aufgestellt. Der Fantasie und der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Die Umgebungen in denen sie präsentiert werden sind ebenso vielfältig. Ganze Geschichten werden erzählt. Die Hirten sprechen miteinander, die Kinder zeigen verdutzt in den Sternenhimmel, die Schafe und die Menschen, die Erde und das Universum verschmelzen zu einer friedlichen Einheit, welche die Betrachter von Weihnachtskrippen, Kinder wie Erwachsene, gleichermaßen anzieht“.

Als Rahmenprogramm wurden unter dem Motto: „Trag die Botschaft hinaus in alle Welt“ ein Sonderpostamt eingerichtet und zahlreiche Gäste nützten die Möglichkeit von hieraus ihre Weihnachtsgrüße zu versenden. Eine Briefmarkenausstellung und eine Puppenausstellung waren die weiteren Attraktionen.

Unter ziemlich anstrengenden Voraussetzungen was die Verladetätigkeit betrifft ging ein Großteil der Harder Krippen anschließend auf Tournee. Über Anregung unseres Krippenfreundes Günther Münkel organisierten die Harder Krippeler eine

Ausstellung in Obereisenbach

bei Tettnang, deren Reinertrag der dortigen Kirchenrenovierung zufließen soll. Über 5000 Besucher bestaunten an den 3 Tagen, 15. bis 17. Dezember 2000, die zur Schau gestellten Krippen und erbrachten den stolzen Betrag von DM 20.000,– die der dortige Heimatpflegeverein dem Pfarrer überreichen wird. Die abendliche Sesshaftigkeit unserer schwäbischen Nachbarn ist ja auch hierzulande hinlänglich bekannt. Und wen wundert es da, dass unsere Abordnung erst in der 4. Morgenstunde auf den Heimweg machte, nicht ohne vorher noch gebührend von den durch streunende Wildschweine möglichen Gefahren gewarnt worden zu sein.

Während der gleichen 3 Tage fand auch im Kloster Mehrerau eine von den Harder Krippelern gestaltete und organisierte und mit vielen Leihgaben versehene Krippenausstellung statt. Die ebenfalls auf sehr reges Interesse stieß und für die Idee des Krippenbauens bestens warb.

Obwohl auf der Einladung groß der Donnerstag als der

Tag des Weihnachtsblasens

angekündigt war, wussten die erfreulich vielen Besucher ohnehin, dass der Termin immer der 23.Dezember ist, im heurigen Jahr allerdings ein Samstag. Nur zu gerne wäre auch der Chronist dabei gewesen und hätte sich so wie alle Anwesenden einfangen und berühren lassen von trauter Vorweihnachtstimmung und zu Herzen gehenden Melodien. Allein ein anderer Kirchendienst hinderte ihn daran. Obmann Gerhard Moser hieß die Besucher willkommen, übermittelte gute Feiertagswünsche und lud zur anschließenden Verköstigung mit heißen Getränken und Keksen ein.

Am 19. und 20 Dezember weilten Obmann Gerhard Moser, sinnigerweise mit Vater Josef, sowie Paul Künz und Hedi Muxel in der Harder Partnergemeinde

Bagnoli

zur Aufstellung der im Vorjahr gefertigten Kirchenkrippe. Ihnen schlug eine gewaltige Welle der überschäumenden Begeisterung und Freude der Ortsbewohner entgegen, die sie an dieser Krippe haben. Hedi Muxel hatte für die Familien Cremonese auch noch ein persönliches Weihnachtsgeschenk in Form einer orientalischen Krippe gebastelt. Wie immer kümmerten sich Valentino und der Bürgermeister rührend um die Harder. Das Aufstellen nahm aber so viel Zeit in Anspruch dass man einmal sogar aus Zeitmangel, oder wegen Zeitdruckes, sogar in der Kirche essen musste, da auch eine für Samstagnachmittag angesetzte Beerdigung die zur Verfügung stehende Zeit schmälerte. Nur zu gerne hätten es die Leute von Bagnoli, wenn eine Abordnung der Harder Krippeler auch einmal die Heilige Nacht mit ihnen feierte.

Vom 1. Fasching des neuen Jahrtausends war erst ein leises Säuseln zu spüren, da hatten die fleißigen Hände still und unauffällig schon alles bestens vorbereitet für das Abschlussfest der 3 Herbstkurse, am Freitag, den 19.01.01 im Krippenheim. Trotz des nicht gerade überwältigenden Echo, was die Zahl der Gekommenen betrifft, kam bald die gewohnt fröhliche Stimmung auf. Peppo Morandell hatte leckere Schnitzel gebraten und zusammen mit den eindrucksvollen Getränkesortiment aus unserem vereinseigenen Keller wurde man auch verwöhnten Ansprüchen gerecht. Einen Monat früher schon hatten die 3 Kurse ihre eigenen jeweiligen Abschlussabende gefeiert, wobei manche Kursteilnehmer mit fröhlichen und gediegenen Einlagen das Stimmungsbarometer in die Höhe trieben. Meinen Ohren kam zu, dass beim Mittwochkurs am 15.12. sogar der heilige Nikolaus erschien um den Helfern zu danken und speziell auch der Resi und der Melitta. (Anmerkung des Chronisten: neben Ilse und den beiden Hedi´s überaus fleißige stille Heinzelmännchen), denen der Vorschlag gemacht wurde, Hängematten zu besorgen, damit sie bei der Fülle an Arbeiten und Tätigkeiten im Krippelerheim, die sie dort verrichten, auch gleich übernachten könnten.

Am Dienstag, den 30.01. fand eine Helferschulung statt zu der sich ein ganz erklecklicher Teil der 43 auf der Helferliste aufscheinenden Personen einfand um für ihre Aufgaben vorbereitet zu sein bzw. um sich auf dem Laufenden zu halten damit die Krippenkurse ihr hohen weit unbeachtetes Niveau auch weiterhin beibehalten können.

Einschlägige Zeitungsartikel und viele schöne Fotos können in eigens dafür angelegten Mappen von Interessenten jederzeit eingesehen werden.

Gebe Gott unseren Mühen auch im kommenden Vereinsjahr gutes Gelingen.

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